Die Leiden des jungen Schubert
Mo, 29. Juli | 19:00 Uhr
Zum Schluss unseres Festivals kommen wir zu dem zurück, was einen Liederabend im Kern ausmacht: Eine Stimme und ein Klavier. Maria Hegele und Yejin Koo waren im Oktober 2022 Teilnehmerinnen am “Großen Liedpreis von Hidalgo” in München, in dem ich in der Jury sitzen durfte. Beide haben mich sofort begeistert und so war ich froh, dass ich ihnen den Konzertpreis verleihen und sie nun nach Sindelfingen einladen konnte.
Danke HIDALGO (hidalgofestival.de) für die Einladung! Schauen Sie mal vorbei, München ist ja ganz nah.
Ihr Johannes Held
Künstlerischer Leiter Liedfestival Sindelfingen
„Die Leiden des jungen Schubert“ – der Titel könnte stutzig gemacht haben. Waren das nicht eher die Leiden Werthers…von Goethe? Was hat Schubert denn damit zu schaffen?
Das könnte sich auch Goethe gefragt haben, als ihn einige Vertonungen seiner Gedichte (unter anderem der berühmte „Erlkönig“) von diesem Jungspund aus Wien erreichten und mit denen er so viel, oder eher so wenig anzufangen vermochte, dass er sich nicht einmal dazu bequemte eine Antwort zu verfassen.
Erst als Goethe mit achtzig Jahren die Interpretation von Wilhelmine Schröder-Devrient hörte, ließ sich sein Herz erweichen und er schrieb über die Darbietung: „So vorgetragen, gestaltet sich das Ganze zu einem sichtbaren Bild.“ Schubert, der Goethe trotz allem verehrte und nicht weniger als siebzig seiner Gedichte vertonte, erreichte dieses wohlwollende Wort nicht mehr. Er war zu jenem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren tot.
Dieser Liederabend „Die Leiden des jungen Schubert“ ist konzipiert, um dem Abbitte zu verschaffen und geht sogar noch einen Schritt weiter. Wir schlagen ein alternatives, weniger drastisches, eher versöhnliches Ende vor, als das, das den jungen Werther ereilt.
Zunächst jedoch die Ausgangslage: Das lyrische Ich ist von Kopf bis Fuß von jugendlicher Liebe erfüllt und drückt seine leidenschaftlichen Gefühle auch mit allem Übermut aus. Und doch hält der junge Protagonist diese Liebe zumindest vor der großen Öffentlichkeit geheim – was ihn unbewusst in große Gefahr bringt. So kommt es, dass die Mutter der Angebeteten der Tochter rät, zwar das Werben zu genießen, sich jedoch davor zu hüten, sich zu verlieben. Der allein am Bach Zurückgelassene beklagt ihre unerwartet kühle Abweisung und beschließt, das Weite zu suchen.
Doch war das die richtige Entscheidung? Während er heimatlos durch fremde, bedrohliche Wälder zieht, wünschen sich beide sehnlichst ein Lebenszeichen des jeweils anderen. Im Kampf mit sich selbst und seinen Gefühlen tadelt er die Liebe, den Mond, die Sterne, das Schicksal. Letztendlich kommt er zu dem Schluss, dass doch gerade die Sterne ihm seinen Pfad erhellen. Er beschließt, Milde walten zu lassen und Frieden zu schließen. Goethe würde sich im Grab umdrehen!
Maria Hegele, Mezzosopran
Yejin Koo, Klavier
Location: Odeon der SMTT
Eintritt: 19€ / 5€ (alle unter 30)
Bei dir allein D.886/2 Johann Seidl (1804 – 1875)
Im Frühling D.882 Ernst Schulze (1789 – 1817)
Das Rosenband D.280 Friedrich Klopstock (1724 – 1803)
Geheimes D.719 Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Ungeduld D.795/7 Wilhelm Müller (1794 – 1827)
Versunken D.715 Johann Wolfgang von Goethe
Heimliches Lieben D.922 Caroline Louise von Klencke (1754 – 1802)
Die Unterscheidung D.866/1 Johann Seidl
Tränenregen D.795/10 Wilhelm Müller (1794 – 1827)
An die Nachtigall D.196 Ludwig Hölty (1748 – 1776)
Frühlingstraum D.911/11 Wilhelm Müller
Rastlose Liebe D.138 Johann Wolfgang von Goethe
PAUSE
Suleika I D.720 Marianne von Willemer (1784 – 1860)
Wanderer an den Mond D.870 Johann Gabriel Seidl
Im Walde D.708 Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772 – 1829)
Ständchen D.957/4 Ludwig Rellstab (1799 – 1860)
Die Liebe hat gelogen D.751 August Graf von Platen (1796 – 1835)
An mein Herz D.860 Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789 – 1817)
An den Mond D.259 Johann Wolfgang von Goethe
Die Sterne D.939 Karl Gottfried von Leitner (1800 – 1890)
Maria Hegele | Foto: Sofija Palurovic
Maria Hegele, Mezzosporan
Die Mezzosopranistin Maria Hegele ist Absolventin des International Opera Studios des Royal College of Music London sowie der Universität Mozarteum Salzburg wo sie unter anderem bei Prof. Dinah Harris, Prof. Veronica Veysey-Campbell und Pof. Barbara Bonney studierte.
Seit 2022 ist sie Mitglied des neuen Opernstudios der Volksoper Wien, als dessen Teil sie eine Vielzahl von Rollen, zum Beispiel Hänsel in Hänsel und Gretel, Prinz Orlofsky in Die Fledermaus und Dorabella in Cosi fan tutte sang. 2023 debütierte sie an der Staatsoper Berlin als Mercedes in Carmen und blieb dem Haus für weitere Rollen, wie Giovanna in Rigoletto erhalten.
Als Samling Young Artist, Imogen Cooper Music Trust Artist und Absolventin des Britten Pears Young Artist Programme beschäftigte sie sich kontinuierlich und ausführlich mit dem Liedgesang, den sie als ihre Passion beschreibt. Meisterkurse, unter anderem bei Brigitte Fassbaender, Dame Sarah Connolly, Dame Ann Murray, Joseph Middelton, Angelika Kirchschlager und Wolfgang Holzmair formten sie zu einer sensiblen und ausdrucksstarken Liedinterpretin.
2022 gewann Maria den 1. Preis des August Everding Wettbewerbs sowie den Hildago Liedpreis. In den Jahren zuvor war sie Preisträgerin des Kammermusikwettbewerbs Claude Debussy und des International Mozart Competiton, war darüberhinaus Finalistin bei Neue Stimmen und des Cesti Wettbewerbs und ist Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben. Diesen Sommer ist sie bei den Gluck Festspielen als Annio in Glucks La clemenza di Tito und bei der Uraufführung von Ena Brennans Hold your breath bei den Bregenzer Festspielen zu erleben.
Yejin Koo, Klavier
Yejin Koo wurde 1995 in Daegu (Südkorea) geboren und erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren.
Sie absolvierte ihren Bachelor und Master an der Hochschule für Musik und Theater München, sowohl im Fach Klavier bei Prof. Michael Schäfer als auch in Liedgestaltung bei Prof. Fritz Schwinghammer, jeweils mit Auszeichnung.
Derzeit studiert sie im Zertifikatsstudium der Meisterklasse an derselben Hochschule.
Sie konzertierte als Solistin mit der Metropolitan Philharmonie und Daegu Philharmonie und gastierte in zahlreichen Ländern Europas sowie in Korea. Sie trat unter anderem beim Klavier Festival München, bei den Gesangsarten, im Liedforum, beim Bad Reichenhall Festival sowie beim Beethoven Sonaten Konzertprojekt in Grassau auf. Sie nahm an mehreren Meisterkursen mit weltbekannten Sängern wie Christian Gerhaher, Julian Prégardien und Ian Bostridge teil.
Sie erhielt den ersten Preis beim „Fanny Mendelssohn International Competition“, den zweiten Preis beim „4th International Competition for Pianists in Poland“, den Sonderpreis beim „Lugano International Music Competition in Swiss“, etc.
Außerdem ist sie Stipendiatin des Freistaats Bayern im Programm „Junge Kunst und neue Wege“ und bei „Yehudi Menuhin Live Music Now München e.V“.
Sie ist als Korrepetitorin an der Lehrer-Wirth Mittelschule und der Stuntzstraße Grund- und Mittelschule tätig und gibt regelmäßig Konzerte in verschiedenen Städten.